Limburg. Das Bauwerk, das am Sonntag gesprengt wird und ein halbes Jahrhundert im Einsatz war, hatte einen berühmten Vorgänger: Die von Paul Bonatz erbaute Reichsautobahnbrücke, die zu Kriegsende gesprengt wurde ...
Vorgänger zu Kriegsende gesprengt
Von JOHANNES KOENIG
Egal ob man in Süd- oder Norddeutschland unterwegs ist – alle kennen Limburg von der Autobahnbrücke aus.
Erstmals wurde in Limburg 1937 mit dem Bau einer solchen Brücke begonnen. Der verantwortliche Architekt war Professor Paul Bonatz, der Mann, der später über sein Werk sagen sollte: „Hier war einmal Vollkommenheit erreicht.“ Bonatz war Industriearchitekt, der sich zuerst als Erbauer von Talsperren einen Namen gemacht hatte, bis er dann den Stuttgarter Hauptbahnhof entwarf. Jenen Bahnhof also, der durch die Auseinandersetzungen um das Verkehrsprojekt „Stuttgart 21“ deutschlandweite Bekanntheit erlangt hat.
Mantel aus Naturstein
Beim Bau der Brücke legte Bonatz besonders großen Wert auf die Qualität der zu verbauenden Natursteine. So war die Brücke als ein Gesamtkunstwerk gedacht, das als ein Symbol der neuen nationalsozialistischen Zeit dem altehrwürdigen Limburger Dom mindestens ebenbürtig sein sollte. Ästhetisch näherte man sich dem älteren, damals unverputzten Sakralbau sogar an, indem man die Brückenpfeiler mit einem Mantel aus Naturstein versah.
Die Steine kamen aus Steinbrüchen der Region, die zum Teil schon im Mittelalter für den Bau des Limburger Doms genutzt worden waren. „Für die Flusspfeiler hat man dann sogar Villmarer Lahnmarmor verwendet“, weiß der Hadamarer Bürgermeister Michael Ruoff, der sich in seiner Freizeit mit dem Bauwerk beschäftigte. Sein aus Eschhofen stammender Schwiegervater hatte ihn schon vor Jahrzehnten für das Thema begeistert und ihm auch eine reichhaltige Materialsammlung überlassen.
Angeliefert wurde das Baumaterial dann mit Hilfe der extra bis zum Bauplatz verlängerten „Kerkerbachbahn“. Die Werksteine waren alle nummeriert. Sie wurden wie Lego zusammengesetzt. Nummer für Nummer, um Verwechslungen und Fehler zu vermeiden.
In einer Bauzeit von nur zweieinhalb Jahren gelang es 1939, die Brücke fertigzustellen. „Für diese Leistung brauchte man Facharbeiter und keine Quereinsteiger“, sagt Michael Ruoff. Der Mythos vom Reichsarbeitsdienst und einer großangelegten Beschäftigung von Arbeitslosen treffe daher im Falle der Limburger Autobahnbrücke nicht zu. Auch die verbreitete Annahme, dass die Reichsautobahn eine Erfindung der Nationalsozialisten gewesen sei, entspreche nicht der Wahrheit. „Denn bereits Konrad Adenauer hat noch als Oberbürgermeister von Köln die erste Autobahnstrecke Köln – Bonn eröffnet“, betont Ruoff. Was aber das nationalsozialistische Regime nicht davon abhielt, das Großprojekt propagandistisch auszuschlachten. Schnell wurde sie zum beliebten Postkartenmotiv und auch in Gemälden wurde sie verewigt.
1939 kam dann auch Adolf Hitler nach Limburg, um persönlich die Autobahnbrücke zu besichtigen. „Er kam von Gießen mit der Lahntalbahn und ist in Eschhofen ausgestiegen“, sagte Ruoff. Nachdem sich Hitler und sein Tross die Brücke von unten angesehen hatten, legte man noch auf dem Blumenröder Feldflugplatz eine Zwischenstation ein. Von dort fuhr die Gruppe über eine Notauffahrt im Linterer Wald auf die Autobahn und schaute sich das Bauwerk auch noch von oben an. Danach fuhren Hitler und seine Entourage über die bereits einspurig befahrbare Brücke weiter nach Montabaur.
Trümmer stauten Fluss
Die Brücke wurde kurz vor Kriegsende durch ein deutsches Sprengkommando zerstört. „Man sprengte nur einen Brückenbogen, da die Spannung weg war, fielen dann weitere Bögen in sich zusammen“, sagte Ruoff. Die durch die Trümmer aufgestauten Wassermassen setzten nicht nur die Orte Mühlen und Eschhofen unter Wasser, sondern unterspülten auch allmählich den parallel zur Lahn verlaufenen Bahndamm. Dies führte schließlich dazu, dass eine Dampflok entgleiste und in die Lahn stürzte.
Auf den Resten der alten Autobahnbrücke wurde eine Behelfsbrücke aus Metall errichtete, bis dann in den 1960er-Jahren ein Brückenneubau angegangen wurde – deren verbliebenen Pfeiler nun am Sonntag gesprengt werden. Errichtet wurde sie zwischen 1961 und 1965, sie war 397 Meter lang, 57 Meter hoch und besaß insgesamt sechs Fahrstreifen ohne Standspur. Bei der Formgebung und der Materialwahl setzte sie sich deutlich von ihrer Vorgängerin ab. Getragen wird das Bauwerk durch gespannten Stahl und Beton. Beton ist gegossener Stein und verträgt viel Druck, hat aber selbst keine Spannung und würde daher einfach zu Boden fallen – deshalb der Einsatz der Stahlträger.
Zu Beginn der Bauarbeiten kam es im April 1961 zu einem tragischen Unfall: Ein rund 1300 Tonnen schweres Teilstück der Autobahnbrücke stürzte ein und riss drei Arbeiter in den Tod. Entgegen mancher Gerüchte wurden die sterblichen Überreste der Verunglückten unter den Betonmassen geborgen.
Bild: Ab 1965 floss der Verkehr über die dritte Brücke an dieser Stelle - Foto: Stadtarchiv Limburg
Bild: Erst 1961 begann der dauerhafte Wiederaufbau jener in den letzten Tages des 2. Weltkriegs zerstörten Bauwerkes. Dieses Foto stammt aus dem Jahr 1964 - Foto: Stadtarchiv Limburg
Bild: Im Jahr 1937 begannen die Arbeiten an der ersten Autobahnbrücke - Foto: Stadtarchiv Limburg
Bild: Seit 1939 können die Autobahnnutzer zwischen Köln und Frankfurt bei Limburg die Lahn überqueren - Foto: Stadtarchiv Limburg
Bild: Dieses Luftbild aus dem Jahr 1969 zeigt im Vordergrund auch das Limburger Parkbad.
Hinweis: Verwendung der Artikel der Nassauischen Neuen Presse mit freundlicher Genehmigung der Frankfurter Societäts-Druckerei.
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