Limburg-Lindenholzhausen. Dominic Voss hat das wohl verrückteste Abenteuer seines Lebens hinter sich. Der 33-jährige Lindenholzhäuser hat in 21 Tagen allein und zu Fuß die 560 Kilometer lange Strecke vom Marienplatz in München bis zum Markusplatz in Venedig zurückgelegt und dabei 2000 Höhenmeter überwunden ...
Dominic Voss wanderte in 21 Tagen von München nach Venedig
VON ROBIN KLÖPPEL
Manche träumen davon, einmal Venedig zu sehen. Venedig hat der heimische Businesscoach Dominic Voss aber schon längst gesehen. Ansonsten kann man ihn nicht nur mit überlaufenen Touristenstädten jagen. „Setze mich einen Tag an den Strand und ich bin weg“, sagt der Limburger. Die Idee mit Start und Ziel am Marien- bzw. Markusplatz für seine Tour habe auf ihn dann aber schon Faszination ausgeübt, sagt Voss.
Der Höhepunkt war für ihn aber nicht das Erreichen von Venedig, sondern im Einklang mit der Natur und ohne fremde Hilfe Alpen, Karwendel und Dolomiten zu überwinden. Geübte Bergwanderer können diese Strecke durchaus in 28 Tagen zurücklegen. Voss ist ein geübter Wanderer und Mitglied des Deutschen Alpenvereins. Er hatte den Ehrgeiz, es eine Woche schneller als seine Kollegen zu schaffen.
Ein bisschen verrückt
Aber den Rekord einiger Norweger, in zwölf Tagen am Markusplatz zu sein, wollte er dann doch nicht angreifen. Hätte er auch nicht gekonnt, denn im Gegensatz zu den Skandinaviern schleppte er sein zwölf Kilo schweres Gepäck im Rucksack selbst. Als Rekordinhaber in irgendwelchen Bestenlisten zu stehen, das ist nichts, was den Kreisoberliga-Fußballer der SG Selters antreibt. Voss joggt gerne daheim in Lindenholzhausen. Aber nicht im Urlaub, weil er da die Natur und die tolle Aussicht im Gebirge genießen will. Zumal Extremläufe ihn, wie er sagt, Antrittssschnelligkeit beim Fußball kosten würden.
Ein bisschen im positiven Sinne verrückt muss man schon sein, um in den Ferien in den Bergen 26 Kilometer bergaufwärts und 27,5 Kilometer wieder herunterzulaufen. Teilweise hätte es Seilbahnen gegeben, aber sie zu nutzen, wäre gegen Dominics Ehre gewesen. Neun Stunden war er täglich unterwegs. Das Alleinsein tat ihm richtig gut. „Als Coach muss ich mich sonst immer mit anderen beschäftigen. Da war es richtig angenehm, sich einmal nur mit sich selbst beschäftigen zu können“, meint er.
Es sei selbst für ihn eine hohe körperliche Anstrengung gewesen. Da er aber austrainiert sei, erhole er sich immer sehr schnell und habe sich zwischendurch lediglich mal eine leichte Erkältung gefangen, sagt Voss. Für andere wäre eine solche Tour seiner Meinung nach „blanker Horror“. Und der 33-Jährige würde auch Untrainierten ohne Bergerfahrung dringend davon abraten, eine solche Tour zu versuchen. „Für mich war das aber Erholung mit wunderschönen Eindrücken“, berichtet er. Jeden Tag habe er im Gebirge traumhafte Aussichten genießen dürfen.
Froh war er, hinter Bad Tölz endlich die Zivilisation hinter sich gelassen zu haben und dann die zweite Nacht schon in den Voralpen auf einer Berghütte verbringen zu dürfen. Nach den langen Wandertagen fiel Dominic Voss abends um 22 Uhr in den Berghütten immer todmüde ins Bett, nachdem er seine Erlebnisse niedergeschrieben und die Route für den nächsten Tag geplant hatte.
Vom Schnee überrascht
Am nächsten Morgen wachte er zwischen fünf und sechs Uhr automatisch wieder auf. Zeitgenossen, die nicht in den Bergen unterwegs sind, werden sicher gar nicht wissen, wie abenteuerlich es dort selbst im Sommer sein kann. Nachdem Voss in Bayern bei strahlendem Sonnenschein gestartet war, wurde er im Gebirge mit starkem Regen konfrontiert. Trotz guter Schutzkleidung weichte sich durch die Nässe in den Schuhen über viele Stunden die Haut an seinen Füßen auf.
Dass der Lindenholzhäuser trotz offener Stellen an den Sohlen und den damit verbundenen großen Schmerzen wacker durchhielt, spricht für seinen Willen. Er musste morgens soviel essen wie möglich und pro Tag bis zu zehn Liter trinken, weil er täglich rund 7500 Kalorien verbrauchte. In Österreich gab es in den Bergen über Nacht heftige Schneefälle. „Da war plötzlich ein halber Meter Schnee“, sagt Voss.
Der Hüttenwirt riet ihm ab, die Friesenbergscharte bei Hintertux zu begehen, weil es ziemlich gefährlich werden könne, Wege und Markierungen nicht zu sehen. „Ich liebe das Risiko“, sagt Dominic Voss. Er zog also im tiefen Schnee weiter. Sicherlich ist die Gefahr für ihn überschaubar, da er sich schon häufig in solchem Gelände bewegt hat und dadurch erkennt, wo denn der Weg entlanglaufen dürfte.
Er ist stolz, sein Ziel erreicht zu haben, auch wenn es ihn dort nicht lange hielt. Dann war er nämlich froh, wieder daheim in Lindenholzhausen zu sein. Was Dominic Voss noch reizen würde? „30 Tage in den Bergen spontanes Hüttenhopping.“
Hinweis: Verwendung der Artikel der Nassauischen Neuen Presse mit freundlicher Genehmigung der Frankfurter Societäts-Druckerei.
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