Rotenhain. Auf Burg Rotzenhahn wurde eine längst vergangene Zeit lebendig: Das Mitteralterlager mit Markt lockte Besucher von nah und fern ...
Buntes Treiben beim 6. Mittelalterlager mit Markt auf Burg Rotzenhahn
Mit einem lauten „Spielt auf“ erklingen die Sackpfeifen der Gruppe „Frenitus“, dahinter folgen die Mitglieder der edlen Gefolgschaften aus dem Mittelalter. Insgesamt 30 Lager haben sich um das 6. Mittelalterlager mit Markt auf Burg Rotzenhahn in Rotenhain angemeldet und werden von dem musikalisch begleiteten Umzug eingestimmt.
Schon am Eingang zum Burggelände heißt es, fünf Taler Wegzoll zu entrichten. Gewandete erhalten zwei Taler Rabatt – was für die meisten der vielen Besucher gilt, die sich bei bestem Marktwetter eingefunden haben. Sie kommen als Graf oder Gräfin, als Edelmann und Edelfrau oder auch als Handwerker. Sie flanieren über das weitläufige Gelände rund um die Burg zu Rotzenhahn.
Ihr Lager haben unter anderem die „Dilltal Germanen“ mit ihrem Fürsten Manfried von den sieben Birken aufgebaut und versetzen ins Jahr 956. „Die freie Ritterschaft von den rheinischen Bergen“ setzt sich aus Mitgliedern aus Koblenz, Hunsrück und Westerwald zusammensetzen. Darüber hinaus gibt es etliche heimische Gruppen aus dem Nassauer Land, unter ihnen die „Wäller Watze“, zehn dem Mittelalter zugetane Westerwälder, die sich kampfeslustig geben.
Richtige Stahlschwerter
Dasselbe Interesse teilt die Sippe „Loknai“, eine im Jahr 2003 von Christian Merkl gegründete zehnköpfige Gruppe, deren Mitglieder aus dem Umkreis von Limburg stammen. Merkls Interesse am Mittelalter wurde von Kindergeschichten und Comic-Figuren geweckt. Mitbegründer Dirk Donde aus Lindenholzhausen, „Conrad von Wehren“, wie er sich im Kreise der Mittelalterfreunde nennt, hat sich dem Mittelalterspiel verschrieben, ohne mit der Laiendarstellerszene etwas zu tun haben zu wollen. „Mit Feen und Orks haben wir nichts zu tun“, erzählt Donde. Und statt mit Gummischwertern kämpft die „Sippe Loknai“ mit richtigen Stahlschwertern. „Da gibt es auch mal blaue Flecken oder ein bisschen mehr“, lacht der Mittelalter-Fan aus Lindenholzhausen. Um das ganze Jahr über an Mittelaltertreffen teilnehmen zu können, hat die Gruppe fünf Zelte angeschafft. „Dafür geht auch oft der Jahresurlaub drauf“, so Donde. Auch die Familie müsse mitziehen. Christian Merkl hat seine Frau bei einem Mittelalterlager kennengelernt.
Beim Aufbau der Lager geht es rustikal zu. Da zieht beißender Rauch durch die Zelte. Ein Stück Fleisch, das auf einem Dolch aufgespießt ist, wird ins Feuer gehalten. Kompromisse werden nur bei der Hygiene gemacht: Die Blechtöpfe sind emailliert, und auch das Waschzeug ist von heute.
Im Badezuber
Beim Gang durch das Lager sind Handwerker bei der Arbeit zu beobachten, in der Bognerei wird geschossen, Gaukler treiben ihre Späße. Am Abend geht es in den Badezuber, um sich vom Lagerstaub zu befreien. Oberritter Pitter (Peter Benner) gönnt sich zufrieden ein kühles Bier aus dem Krug, lauscht dem Spiel der Gruppe „Frenitus“ und blickt dem Kamel nach, das zur Freude der Kinder ein paar Runden dreht. kdh
Hinweis: Verwendung der Artikel der Nassauischen Neuen Presse mit freundlicher Genehmigung der Frankfurter Societäts-Druckerei.
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