Verwendung der Artikel der Nassauischen Neuen Presse mit freundlicher Genehmigung der Frankfurter Societäts-Druckerei.Limburg-Lindenholzhausen. NNP-Mitarbeiterin Kerstin Kaminsky sprach mit Gerhard Neunzerling-Dernbach, einem der Haupt-Organisatoren des Mega-Festivals in Lindenholzhausen ...

Die Welt zu Gast in Lindenholzhausen. Von den anfangs 120 Ensembles ist das Festival auf nunmehr über 200 mitwirkende Gruppen aus 37 Ländern gewachsenBild: Die Welt zu Gast in Lindenholzhausen. Von den anfangs 120 Ensembles ist das Festival auf nunmehr über 200 mitwirkende Gruppen aus 37 Ländern gewachsen . Foto: Kerstin Kaminsky

Mega-Festival in Lindenholzhausen


Gerhard Neunzerling-Dernbach (59) ist quasi in das Harmonie-Festival hineingewachsen. Seit Ende der 1970er Jahre, als sich sein Vater Richard mit großem Eifer der Planung und Vorbereitung für den ersten internationalen Chorwettbewerb widmete, war das Harmonie-Festival Dauerthema im Haus der musikalischen Familie.

NNP: Wie hat sich das Festival seit der Premiere 1981 verändert?

GERHARD NEUNZERLING-DERNBACH: Im Ursprung war es ein Chorwettbewerb. Die Folklore kam erst beim zweiten Festival 1987 hinzu. Von anfangs etwa 40 deutschen und 80 Auslandschören sind wir inzwischen auf über 200 Gruppen angewachsen. Als wir begannen, Gäste aus Übersee einzuladen, waren keineswegs gleich alle im Vorstand Feuer und Flamme. Man war einerseits unsicher, wie die fremdartigen Darbietungen vom Publikum angenommen werden und natürlich bedeutete das auch einen enormen organisatorischen Aufwand und ein finanzielles Risiko. Bedenken Sie, in den Anfängen gab es keine E-Mail, kein Whatsapp. Alle Kommunikation musste schriftlich oder telefonisch erfolgen. Heute haben wir es viel leichter. Aber ohne unseren phantastischen Netzwerker Marco Löw und die guten internationalen Beziehungen unseres Vorsitzenden Karl-Heinz Dernbach wären wir aufgeschmissen.

Was ist seither beständig?

NEUNZERLING-DERNBACH: Der olympische Gedanke und die Atmosphäre von Völkerverständigung, Offenheit und Gastfreundschaft waren immer unser Prädikat. Und natürlich auch, dass unser Festival rein ehrenamtlich organisiert und durchgeführt wird.

Welche Maßgaben setzten Sie an Gruppen, die beim Festival auftreten?

NEUNZERLING-DERNBACH: Keine. Wer mitmachen will, der darf das auch. Wir stellen weder konkrete Leistungsanforderungen noch ist jemals eine Gruppe unter künstlerischen Aspekten abgelehnt worden. Genau daraus wächst ja die große und spannende Bandbreite der Darbietungen vom inklusiven Laienensemble bis zum internationalen Spitzenchor.

Wie werden die Auftritte bewertet?

NEUNZERLING-DERNBACH: Da gibt es zwei verschiedenen Verfahren. Die Jury für die Chorwettbewerbe besteht aus zehn Spitzenleuten der internationalen Szene. Es sind Musikwissenschaftler, Komponisten und Dirigenten aus Deutschland, Schweden, USA, England, Argentinien und Bulgarien. Jede Wettbewerbs-Kategorie ist mit drei Jurymitgliedern besetzt. Auf einer Punkteskala von 1 bis 25 werden die technische und die künstlerische Ausführung bewertet. Anders bei der Folklore: Alle Gruppen, die am Wettbewerb teilnehmen, sind auch in der Teilnehmerjury vertreten. Jede Gruppe bekommt eine Wettbewerbskarte, auf der die nach eigener Einschätzung fünf besten Darbietungen des jeweiligen Wettbewerbstages einzutragen sind. Die eigene Gruppe darf aber nicht in die Bewertung einfließen.

Würden Sie gern auch mal „nur Gast“ sein?

NEUNZERLING-DERNBACH: Klar, ist das viel Arbeit, aber die macht auch Riesen-Spaß. Zum Glück kann ich wenigstens das Preisträgerkonzert am Sonntagabend ganz entspannt und nur als Zuhörer genießen.

Denken Sie jetzt schon an 2023?

NEUNZERLING-DERNBACH: Nein, da haben wir noch etwas Zeit. Drei Jahre Vorlauf sind aber für Konzept, Planung und Ideen nötig. Mit der Werbung der Gruppen beginnen wir zwei Jahre vor dem nächsten Festival.

Was war der Grundgedanke für das Harmonie-Festival?

NEUNZERLING-DERNBACH: Die Harmonie war der erste deutsche Männerchor, der nach dem ersten Weltkrieg an einem Chorwettbewerb in Großbritannien teilnahm. In den 50er Jahren sangen etliche Kriegsteilnehmer – so auch mein Vater – in unserem Chor. Sie wollten im ehemaligen Feindesland ein gutes Bild von Deutschland abgeben und sahen das als Teil der Wiedergutmachung. In den 60er Jahren kamen zwar schon internationale Gäste für gemeinsame Konzerte nach Lindenholzhausen, aber die Idee für einen eigenen länderübergreifenden Wettstreit wurde 1979 geboren, als die Harmonie zum dritten Mal an dem namhaften Festival in Wales teilnahm. kka

Hinweis: Verwendung der Artikel der Nassauischen Neuen Presse mit freundlicher Genehmigung der Frankfurter Societäts-Druckerei.

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